FinTech, Big Data, E-Commerce – das sind wohl die ersten Assoziationen, wenn es um Branchen und Geschäftsfelder für Startup-Unternehmen geht. Im stationären Einzelhandel gründen, das klingt erstmal irgendwie altbacken – ist es aber ganz und gar nicht. Denn noch immer ist der Einzelhandel an sich der zweitgrößte Wirtschaftszweig mit 400 Milliarden Euro Umsatz und rund 400.000 Mitarbeitern. Zudem zeigen einige Erfolgsgeschichten, dass auch Startup-Gründungen im Einzelhandel noch zeitgemäß sind.
Was muss ich aus rechtlicher Sicht beachten, wenn ich ein Geschäft eröffnen möchte?
Die Voraussetzungen, die Sie für die Eröffnung eines Ladens erfüllen müssen sind – zumindest aus rechtlicher Sicht – relativ gering. So müssen Sie keine fachspezifischen Kenntnisse vorweisen oder bestimmte Berufsausbildungen erfolgreich abgeschlossen haben. Ausnahme: Sie möchten Tiere, Arzneimittel oder Waffen verkaufen, was allerdings die wenigsten Ladeneröffner betreffen dürfte.
Darüber hinaus müssen Sie sich lediglich um eine Gewerbeanmeldung kümmern, die allerdings schnell beantragt und nur eine Formalie ist. Auch die Eintragung ins Handelsregister ist für Ladenbesitzer verpflichtend. Sie kostet rund 250 Euro, erfordert aber auch nur einen geringen bürokratischen Aufwand. Deutlich schwieriger ist es natürlich, die rein wirtschaftlichen Voraussetzungen zu erfüllen.
Attraktiver Standort als Basis des Erfolgs
Kaufen Sie im 3 Kilometer entfernten Rewe ein, obwohl der Lidl direkt neben an ist, auch wenn Sie den Rewe eigentlich lieber mögen? Der Standort ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren im Einzelhandel, unabhängig vom verkauften Produkt. Führen Sie vor der Gründung unbedingt Standortanalysen durch und machen Sie bei der Anmietung des Ladens keine Kompromisse. Selbst wenn Sie dadurch einige Monate länger in der Vorbereitungsphase sind, lohnt sich diese Investition. Auch die Beauftragung eines Maklers sollte nicht als unnötige Zusatzkosten betrachtet, sondern als aktive Investition mit Mehrwert gesehen werden.
Was soll ich denn verkaufen?
„Gibt es doch alles im Internet!“ Diesen Satz werden Sie als Gründer im stationären Einzelhandel sicherlich öfter hören. Doch genau das ist eben nicht der Fall, auch wenn die meisten Gründungen natürlich im Internet erfolgen und sich die Bedürfnisse von Kunden in den vergangenen Jahren stark verändert haben. Autos kaufen die Deutschen beispielsweise immer noch stationär, obwohl es eine Vielzahl an Internetanzeigen gibt. Auch besonders hochwertige Produkte oder Lebensmittel kommen zum Großteil noch aus dem Laden.
In den letzten Jahren haben sich insgesamt vier wichtige Pole der Einkaufseinstellung der Verbraucher herauskristallisiert. Einige davon bieten Ihnen die Möglichkeit, Produkte stationär zu verkaufen:
Discount: Hauptsache, das Produkt ist möglich günstig. Als Kleinunternehmer haben Sie kaum eine Möglichkeit, mit Preisen von Lidl, Amazon oder anderen Konkurrenten sowohl online als auch offline mitzuhalten.
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Smart Shopping: Auf diesem Gebiet bietet sich durchaus Potenzial für die Ladeneröffnung. Denn Kunden sind beim Smart Shopping an hochwertigen Markenartikeln zu günstigen Preisen interessiert, was sich etwa in Form von Gebraucht- oder Schnäppchenmärkten widerspiegelt.
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Convenience: Ein klassischer Fall des „Einkaufens ohne Stress“ dürfte die Imbissbude sein. Generell handelt es sich um eine Form des Einkaufs zwischen Versorgung und Erlebnis. Kunden suchen dabei vor allem Bequemlichkeit bei einfachen Dienstleistungen (Reinigung, Postservice, Geldautomaten) als auch bei Gütern des täglichen Bedarfs (Selbsteinscanner im Supermarkt) und in der Gastronomie (Imbiss, Getränkeautomat). Für Sie als Gründer bieten sich nur bedingt Potenziale.
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Erlebnisorientierung: Eines der besten Felder, um im Einzelhandel selbstständig zu werden. Das ganze Ladenkonzept ist auf Image und den Spaß beim Einkaufen angelegt, der im E-Commerce kaum vermittelt werden kann. Aktive Beratung und innovative Ladeneinrichtung sind die Erfolgspfeiler solcher Geschäfte.
Welche Produkte Sie letztlich verkaufen, kann an dieser Stelle nicht verraten werden. Schließlich müssen Sie ein echtes Alleinstellungsmerkmal finden, wenn Sie gründen möchten. Die Auflistung des Shoppingverhaltens verschiedener Zielgruppen macht aber deutlich, dass die Gründung an sich definitiv noch erfolgreich sein kann.
In diesem Zusammenhang sind auch sogenannte Manufakturen und Concept-Stores als gutes Beispiel zu nennen. Sie gewinnen immer stärker Bedeutung, weil die Läden zwei verschiedene Produktwelten miteinander kombinieren. Besonders Möbel- und Einrichtungshäuser bieten mittlerweile nicht mehr nur Möbel, sondern auch Textilien, Porzellan und Geschirr an. Im kleineren Stil ist der Trend auch in Cafés zu beobachten, die gleichzeitig noch hochwertigere Kleidung oder etwa Bilder anbieten.
Online oder offline? – Keine Entscheidungsfrage
Bisher wurde davon ausgegangen, dass Sie Ihren Laden als stationäres Geschäft gründen. Dieser Aspekt darf auch durchaus im Vordergrund des Interesses stehen, jedoch schließen sich die beiden Varianten definitiv nicht aus. Das Gegenteil ist sogar der Fall, denn Gründungen sollten immer auf eine Multi-Channel-Struktur setzen. Wie das geht, macht beispielsweise mymuesli vor – wenn auch in umgekehrter Reihenfolge.
- Das Unternehmen wurde 2007 als reiner Online-Shop gegründet.
- 2009 erfolgte die erste Ladeneröffnung in Passau.
- Mit zunehmenden Wachstum im E-Commerce wurden auch immer mehr Läden im stationären Bereich eröffnet.
- In den Läden – meist in prominenter Innenstadtlage – können Besucher ihr Müsli ebenfalls individuell abstimmen, aber direkt mitnehmen und essen. Auch die beliebten 2go-Varianten gibt es nur offline.
- Aufgrund des großen Erfolgs gibt es mittlerweile über 50 stationäre Läden in Deutschland und Österreich.
Beide Varianten werfen dabei Gewinne ab und stärken die Präsenz der Marke mymuesli. Auch Sie können zusätzlich zum stationären Geschäft etwa einen Online-Shop gründen und Ihren Kunden etwa anbieten, dass bestellte Produkte direkt im Laden abgeholt werden können. Zudem gehört eine Präsenz auf den Social-Media-Kanälen mittlerweile zum absoluten Pflichtprogramm, um auch offline erfolgreich sein zu können.
Einige Erfolgsbeispiele der letzten Jahre
Wie zeitgemäß Gründungen im Einzelhandel sein können und welche Produkte verkauft werden können, zeigen abschließend einige kurze Beispiele aus der Praxis:
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Fräulein Anders: Schon der Name am Laden lässt viele potenzielle Kunden stehen bleiben. Die Frage: „Was ist hier denn anders?“ stellt sich schnell. Anders ist, dass beim Fräulein nur gebrauchte Textilien verkauft werden. Kunden können auch ihrerseits alte, zu große, zu kleine oder sonst wie ungeliebte Kleidung zu Fräulein Anders bringen und diese verkaufen. In der Regel stöbern die meisten Kunden dann noch selbst etwas im Sortiment und geben das gerade eingenommene Geld direkt wieder aus.
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Schachcafé Hamburg: Ein Schachcafé ist definitiv eine besondere Möglichkeit, im Einzelhandel zu gründen. Regelmäßig finden hier am Wochenende Veranstaltungen für alle Schachbegeisterten statt. Aber auch wer nur so einen Kaffee oder ein Bier trinken möchte, ist herzlich in das Hamburger Lokal eingeladen.
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Veganista: Bio und vegan sind längst keine Trends mehr, sondern für viele Kunden eine wirkliche Lebenseinstellung. Entsprechend ändert sich auch das Konsumverhalten der rund 500.000 bis 800.000 Veganer in Deutschland. Das hat Veganista genutzt und eine kleine Boutique eröffnet, in der es entsprechende Kleidung für Veganer gibt. Beheimatet ist der Laden im sonst eher konservativen München.
LADENBAU-PROFI MARTIN BAUR – HEAD OF SALES & OPERATIONS
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